Es geht hier um die Isabella-Ausgaben von 1855-60, im speziellen um die 4 Cuartos Marken und ihre oftmals inkomplette oder missverständliche Klassifizierung in den gängigen Nachschlagewerken und Katalogen. So unterscheidet der Edifil Especializado bisher nur bei der Ausgabe von 1856 ohne Wasserzeichen zwischen unterschiedlichen Typen. Diese Unterscheidung berücksichtigt jedoch nicht den 2. Klischeetyp(der eigentlich gängigere Typ in dieser Ausgabe). Bei beiden Ausgaben von 1856 (mit Wz. Linien und ohne Wz.) wurden für die 4 Cuartos Marke zwei verschiedene Klischeetypen verwendet. Das wird in vielen Katalogen und Standardwerken nicht erwähnt. Francisco Graus hat die tatsächlich vorliegenden Typen 1990 in „Cronica Filatelia“ beschrieben.

Die von mir vorgeschlagene Gliederung unterscheidet sich etwas von der des F. Graus. Er nummeriert die vorkommenden Typen von I-V durch. Da aber „seine“ Typen III und IV eigentlich Subtypen sind und Graus Type V meiner Meinung nach keine eigenständige Type, sondern ein erstaunlicher Fehldruck, sollte es eine Systematik geben, die Typen und Subtypen klar voneinander abgrenzt. Darüber hinaus sollte auch das Vorkommen der Type 1 und Type 2 in den einzelnen Ausgaben berücksichtigt werden.

3 Hauptausgaben werden unterschieden – alle Marken waren gültig bis 15.2.1860:

  • 1.4.1855, bläuliches, seltener fast weißes, handgeschöpftes Papier, Wasserzeichen „Schlingen“
  • 1.1.1856, weißes bis gelblich-weißes, oft grobes, seltener dünnes, handgeschöpftes Papier, Wasserzeichen „Linien“
  • 11.4.1856-60, weißes Maschinenpapier ohne Wasserzeichen

Das Markenbild zeigt bei allen Werten Königin Isabella II. im Profil, mit Lorbeerkranz im Perlenkreis. Das Ganze in verschiedenen Farben für die einzelnen Werte. Oben CORREOS, unten die Wertangabe.

Verschiedene Werte aus den Jahren 1855 - 1860

Dieses Marken-Design wurde unter Verwendung der, zuvor beschriebenen, verschiedenen Papierarten und mit anderer Wertangabe auch auf den Span. Antillen(Cuba, Puerto Rico) herausgegeben. (Abb.r, ½ und 1 Real de Plata fuerte) Sie wurden wie die spanischen Marken in der “Fabrica Nacional del Sello” in Madrid gedruckt.

Die eigentliche Konfusion beginnt 1855 bei der Ausgabe mit dem Wasserzeichen “Schlingen”: Das Büsten-Design der 4 Cuartos Marke unterscheidet sich in wesentlicher Weise von dem der anderen Werte in dieser Ausgabe. Schon hier waren ohne Zweifel zwei verschiedene Klischee-Typen zum Einsatz gekommen! Eines für die 4 Cuartos Marke, das zweite für die Werte 2 Cuartos, 1 Real und 2 Reales.

Das heißt also, dass tatsächlich zwei, in der Kopfzeichnung leicht verschiedene Markenbilder existieren, die der Edifil Especializado so nicht unterscheidet. Diese unterschiedlichen “Designs” werden im weiteren Verlauf dieser Abhandlung als Type 1 und Type 2 bezeichnet. Ein Grund für die Schwierigkeiten bei der Einordnung mag sein, dass alle Marken aller 3 Ausgaben gleichzeitig (bis 15.2.1860) gültig waren und früher oft als nur eine Ausgabe mit verschiedenen Papiervariationen gesehen wurde.

Die Merkmale der Kopfzeichnung von Type 1

Schattierungslinien mitten auf dem Hals (bei schlechten Drucken manchmal schlecht zu erkennen!).

Die Schattierungslinien am Kinn sind meist nicht gut voneinander getrennt und erscheinen dadurch wie eine fast gerade Linie, wodurch bei vielen Exemplaren der Eindruck eines unten abgeflachten, spitzen  Kinns entsteht.

Diese eigenständige Type 1 mit ihren spezifischen Merkmalen wurde oft fälschlicherweise als Druckabart der Kinnpartie (Variedad barbilla...) verstanden.

Bei der Ausgabe von 1855 wurden für die 4 Cuartos Marke nur Klischees vom Type 1 verwendet. Alle anderen Werte (2 Cu, 1 R, 2 Rs), auch die der folgenden 2 Ausgaben, wurden ausschließlich mit Type 2 – Klischees gedruckt. Einzige Ausnahme sind die roten 2 Reales Marken der Antillen (Abb.r.). Sie wurden in allen 3 Ausgaben (Schlingen, Linien, ohne WZ.) ebenfalls mit Klischees der Type 1 gedruckt.

Die Merkmale der Kopfzeichnung von Type 2

Keine Schattierungslinien mitten auf dem Hals und die Schattierungslinien am Kinn verlaufen fast parallel zueinander und sind leicht bogenförmig angelegt. Das Kinn erscheint dadurch insgesamt runder als bei Type 1 (bei abgenutzten Klischees kann das täuschen!)

1855 - 1 Real und 2 Reales, beide mit Kopfzeichnung Type 2

Die Frage stellt sich: Warum wurden überhaupt zwei “Design” Typen gebraucht? Eine mögliche Erklärung dafür ist vielleicht, dass das Fälschen zum Schaden der Post erschwert werden sollte, indem der gängigste Wert Spaniens und der höchste Wert der Span. Antillen jeweils ein spezielles Design erhielt. Als sich dann aber später herausstellte, dass sich die Fälscher davon keinesfalls von ihrer „Arbeit“ abhalten ließen (von der 4 Cu Marke existieren insgesamt allein 14 verschiedene Postfälschungen und auch von den Antillen-Marken existieren zahlreiche Postfälschungen), hat man die Idee möglicherweise verworfen, die langsam unter Abnutzung leidenden Type 1-Klischees auslaufen lassen und durch Klischees der Type 2 ersetzt.

1856, bei der Ausgabe mit dem Wasserzeichen “gekreuzte Linien” wurden für die 4 Cuartos Marken beide Klischeetypen verwendet.

Die Ausgabe von 1856 - Wasserzeichen Linien

Die Ausgabe von 1856 - ohne Wasserzeichen

Etwas häufiger kommen bei dieser Ausgabe jene Drucke der Type 1 vor. Die Unterscheidung kann zuweilen schwierig sein, denn das teils sehr grob strukturierte Papier “verschluckt” Details der Zeichnung, wie die Vergrösserung (unten) zeigt: Die Halsschattierungen ist nur zu erahnen.

Die Ausgabe ohne Wasserzeichen, war ab 11. 4. 1856 bis 15.2. 1860 gültig. Auch hier kamen für die 4 Cuartos Marken noch Klischees der Type 1 zum Einsatz. Diese Marken sind aber merklich seltener als die gewöhnlichen Type 2 - Drucke. Besonders jene Type 1 Marken mit den erst am 7.10.1858 eingeführten Wagenradstempeln!

Leider sind auch hier die Details oft nicht gut zu erkennen, denn die Farb- und Druckqualität ist bei dieser Ausgaben sehr unterschiedlich. Eine Marke kann dann auch so aussehen wie auf der Abbildung unten rechts, wo man kaum noch die Wertangabe lesen kann.

Sehr schlechter Druck - Type ??

Im Jahre 1859 tauchen dann 2 Modifikationen(Subtypen) von Klischee Type 2 auf. Beide sind mit nachträglich eingravierten “Geheimzeichen” versehen. Möglicher Grund dafür war, dass zu diesem Zeitpunkt schon eine Vielzahl von Postfälschungen in Umlauf geraten war und mit dieser Maßnahme wollte man vielleicht die Fälschungserkennung erleichtern, denn die Qualität der Fälschungen war teilweise sehr gut, wie die Abbildung rechts zeigt: Diese Postfälschung wurde mit der Wachsmatrize eines Originalklischees hergestellt. Zu erkennen ist sie u.a. an den deformierten Eckverzierungen (Rosetten) links oben und unten.

Die Ausgabe von 1859 - ohne Wasserzeichen

Rechts: Postfälschung Type 17F

Die Merkmale der Subtype A von Type 2 - 1859:

  • In der Mitte des linken Rahmens ist die Außenlinie unterbrochen.
  • Modifizierte Schattierungszeichnung unter der Büste: gepunktete Linie auf weißem Grund

Die Merkmale der Subtype B von Type 2 - 1859:

  • die Außenlinie ist rechts oben unterbrochen

Die vielzitierten, in Katalogen als Erkennungsmerkmal angepriesenen ”4 Punkte” rechts bzw. links des Perlenkreises (Abb.r.) sind jedoch kein sicheres Kennzeichen der Modifikation B der Type 2 und sind keinesfalls gleichzusetzen mit einer Designanpassung wie die Neugestaltung der weißen Schattierung unter der Büste bei Modifikation A von Type 2. Sogar bei guten Drucken der 4 Cuartos Marke von 1855 sind die Punkte deutlich sichtbar. Der Grund, warum sehr viele Marken der Modifikation B diese Punkte aufweisen, ist der meist gute bis sehr gute Druck dieser Auflage. 

Das war wohl das Ergebnis der Anstrengungen der Postdirektion die Drucktechniken zu verbessern. Das trifft auf die Type 2 - Subtype A nur begrenzt zu. Von ihr gibt es sehr brillante Drucke wie es bei Subtype B schon fast Standard war, ebenfalls aber sehr schlechte Ausführungen, wie bei den vorherigen Auflagen der beiden Originaltypen.

Verschiedene Druckqualitäten von Type 2 - Subtype A (links: satte Farbe, scharfe Zeichnung, mitte: blasse Farbe, durchschnittlicher Druck, rechts: mäßiger bis schlechter Druck mit fetter Farbmischung)

Die Subtype A von Type 2 wurde auch für die nicht zur Ausgabe gelangten 12 Cuartos Marke (Abb.unten) verwendet.

1859 - 12 Cuartos - Type 2-A
(nicht ausgegeben)

Eine spektakuläre Besonderheit bei Type 2-B und -wie inzwischen bekannt wurde- auch bei der normalen Type 2, ist die Existenz eines Irrläufer-Klischees der Type 1 in der Platte der Type 2-B. Auf der folgenden Abbildung sind die Merkmale der Type 1 bei der mittleren Marke gut zu erkennen (Schattierungslinien auf dem Hals). Daneben trägt sie aber auch Merkmale der Subtype B (gebrochene Linie rechts oben).

1859 - 4 Cuartos - Ausschnitt eines Bogenteils aus der Sammlung von Jaume Balsells

Zusammenfassung der Systematik:

  • 1855 – WZ Schlingen: Type 1 = Edifil 40 (Graus Tipo I)
  • 1856 – WZ Linien:Type 1 und Type 2 = Edifil 44 (Graus Tipo I+II)
  • 1856 – kein WZ.:Type 1 und Type 2 = Edifil 48 (Graus Tipo I+II)
  • 1859 – kein WZ.:Type 2 Subtype A = Edifil 48A (Graus Tipo III)
  • 1859 - Type 2 Subtype B = Edifil 48B (Graus Tipo IV)
  • Besonderheiten: Ein Klischee der Type 1 taucht irregulärerweise in der Klischeekomposition der Type 2 - Subtype B auf (Bogenposition 118, Graus Tipo V).
  • Klischee Type 2 - Modifikation A wurde auch für die nicht ausgegebene 12 Cuartos Marke ( = Edifil NE1) verwendet.
  • Klischee Type 1 wurde zum Drucken der 2 Reales Werte der Spanischen Antillen verwendet.
  • Alle anderen Werte der Jahre 1855-60 wurden ausschließlich mit Type 2 - Klischees gedruckt.
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